Wie unterschiedlich die Vereine der Bundesliga auch heute noch mit dem florierenden Handel von Tickets auf dem Zweitmarkt umgehen und wie schwer sie sich tun, eine einheitliche Lösung zu finden, beschreibt ein jüngst erschienener Artikel auf wallstreetjournal.de. Um dem ungeliebten und für die Fans oft sehr unsicheren Schwarzmarkt Herr zu werden, verfolgen die Vereine ganz unterschiedliche Konzepte.
Ticketbörsen wie die mit FSV Mainz kooperierende Fansale, die zu CTS Eventim gehört, sollen eine kontrollierbare und faire Möglichkeit bieten, ungenutzte Karten zum Originalpreis weiter zu verkaufen. Andere Plattformen dagegen scheinen ähnliche Gewinnmaximierungsabsichten zu hegen, wie die organisierten Banden vorm Stadion, die schon mal das Zigfache des eigentlichen Verkaufspreises verlangen. Insbesondere die Plattform Viagogo gerät hier zunehmend in Kritik.
Laut wallstreetjournal.de seien dort regelmäßig auffällig viele Fußball Bundesliga Tickets für normalerweise ausverkaufte Topspiele zu finden. Oft kosteten die Tickets deutlich mehr, als aus erster Hand und obendrein kassiert Viagogo vom Verkäufer 10 und vom Käufer noch einmal 15 % des Preises. Bei einem jährlichen Handel von Eintrittskarten im Wert von bis zu 500 Mio. Euro allein auf Viagogo-Systemen eine stattliche Provision, ohne viel Aufwand.
In der Dokumentation “The Great Ticket Scandal” wird der in der Schweiz eingetragenen und in London sitzenden Firma sogar Marktmanipulation vorgeworfen. Bei Konzertkarten sollen Mitarbeiter für Viagogo Tickets in großem Stil eingekauft und teuer an die Fans weiter verkauft haben.
Ein aktueller Fall sorgt ebenfalls für Zweifel an der Legalität der Geschäftspraktiken: Für das wie immer längst ausverkaufte Revierderby Schalke gegen Borussia Dortmund sind bei Viagogo erstaunlicherweise fast 1000 Bundesliag Tickets verfügbar. Statt der vom Verein veranschlagten 35 EUR zahlt man hier 166 EUR und mehr – zuzüglich Gebühren versteht sich.
Wütende Kritik an der kürzlich beschlossenen Kooperation mit Viagogo muss zurzeit der Erstligist Hannover 96 über sich ergehen lassen. Die meisten Anhänger des Klubs empören sich in diversen Foren über diesen Deal, der weniger den Fans, als dem Geldbeutel von Viagogo-Manager Steve Roest und Co. nutzen dürfte.
Damals noch voller Stolz verkündet, scheint sich der prestigeträchtigste Partner Viagogos, der FC Bayern München, inzwischen von dieser Form der Ticketveräußerung zu trennen. Vereinspräsident Uli Hoeneß zufolge soll der 2014 auslaufende Vertrag nicht mehr verlängert werden. Stattdessen wolle Bayern, wie auch einige andere Vereine, ein Konzept in Eigenregie entwickeln.