Die Ausschreitungen von Fußballfans in und um die deutschen Stadien herum reißen nicht ab. So gab es zuletzt beim Pokalspiel Hannover 96 gegen Dynamo Dresden mehrere Verletzte (darunter vier Polizisten) und einige Festnahmen. Politik und Polizei fordern schon seit Längerem konkretere Pläne von der Deutschen Fußball Liga (DFL) und vom DFB.
Letztere haben nun in einem Strategiepapier ihr Konzept “Sicheres Stadionerlebnis” vorgestellt, über das am 12. Dezember auf der DFL-Vollversammlung abgestimmt werden soll. Das Konzept spricht unter anderem von Sanktionen wie die Einbehaltung von TV-Einnahmen, den kompletten Ausschluss von Fans bei Auswärtsspielen ihrer Mannschaft, längeren Stadionverboten oder die Aufstellung von Containern vor den Stadien, um Fans besser auf mitgebrachte Pyrotechnik untersuchen zu können.
Bei den Fangruppen und ihren Vertretern stößt das Papier auf nahezu hundertprozentige Ablehnung. Sie werfen der DFL Selbstherrlichkeit vor und beklagen vor allem, dass sie nicht in die Verhandlungen einbezogen wurden. Aber auch mehrere Vereine haben sich von dem Konzept distanziert, darunter Union Berlin und Hertha BSC, St. Pauli, der 1. FC Köln, Fortuna Düsseldorf, der FC Augsburg und der VfL Wolfsburg. Dort hat ebenfalls niemand Verständnis dafür, dass bei der Erstellung des Sicherheitskonzepts kein Dialog mit den Fans gesucht wurde. Schließlich werden auch die friedlichen – und das sind die meisten – Käufer von Fußball Bundesliga Tickets mit abgestraft.
Auf dem Fan-Kongress 2012 in Berlin waren die Vorschläge der DFL zum Thema Gewalt in den Stadien denn auch das beherrschende Thema. In der Abschlusserklärung betonten die Fans und ihre Vertreter noch einmal ausdrücklich ihre Dialogbereitschaft. Sie sind allerdings auch fest entschlossen, an den Entscheidungen in demokratischer Weise beteiligt zu werden. Bisher fühlen sie sich in der Diskussion übergangen und ausgegrenzt. Der anwesende zukünftige Geschäftsführer der DFL, Andreas Rettig, betonte, es ginge zunächst einmal um eine “verbale Abrüstung”.
Eine Initiative der Dortmunder Fan-Gruppe “Ich fühl’ mich sicher” zeigt auf, dass die meisten Käufer von Fußball Bundesliga Tickets keine Angst vor einem Stadionbesuch haben. 20.000 Personen haben sich bisher in eine entsprechende ins Internet gestellte Liste eingetragen. Die Debatte wird anhalten. Aber klar ist auch, dass die Vertreter beider Seiten bisher aneinander vorbeigeredet haben. Der Dialogbereitschaft muss dann auch mal der Dialog folgen.