Korruption ist zurzeit ein bedeutendes Problem für die Verantwortlichen der Bundesliga, ohne selbst der Korruption schuldig zu sein. In diese paradoxe Situation ist man nach einem Bericht des Wall Street Journals geraten. So gab es spätestens seit dem spektakulären Strafprozess gegen Utz Claasen, dem ehemaligen EnBW Vorstand, Korruptionsvorwürfe wegen der kostenlosen Weitergabe von Fußball Bundesliga Tickets.
Schon seit einigen Jahren haben sich die meisten größeren Unternehmen Regeln für eine gute Unternehmensführung gegeben, die allesamt die strikte Ablehnung von Korruption in jeder Form enthalten. So begrüßenswert diese Antikorruptionsmaßnahmen sind, so negativ sind ihre Folgen für die Bundesliga. Füllten bisher die Mieter ihre VIP-Logen mit befreundeten Geschäftsleuten, Politikern oder Würdenträgern, so erhalten die Logenmieter mittlerweile Absagen von allen Seiten, wenn sie mit kostenlosen Fußball Bundesliga Tickets zu Bundesligaspielen einladen. Es herrscht allgemeine Vorsicht und zum Teil sogar Angst, sich mit der Inanspruchnahme einer kostenlosen Einladung zu einem Bundesligaspiel strafbar zu machen und – was für viele noch schlimmer ist – öffentlich in den Medien als korrupt vorgeführt zu werden. Immerhin bedeutet eine solche Einladung im Einzelfall, Fußball Bundesliga Tickets im Wert vom bis zu 1.000 Euro pro Ticket anzunehmen. So wird es für die Logenmieter zunehmend schwierig, ihre Logenplätze zu füllen, Kontaktpflege ist kaum mehr möglich und die Hauptmotivation zum Anmieten einer Loge entfällt.
In der Folge haben jetzt auch die Bundesligavereine zunehmend Probleme, Ihre Logen in dem bisher gewohnten Umfang zu vermarkten. Aber auch andere Einflussgrößen werden von Vermarktern für die Rückgänge im VIP-Bereich genannt. Dazu gehören zum Beispiel zu starken Preissteigerungen oder man sieht Anzeichen einer Marktsättigung. Einig sind sich die Vermarkter darin, dass Großunternehmen bei VIP-Plätzen jetzt übervorsichtig sind, während der Mittelstand noch ungebrochenes Interesse zu zeigen scheint.
Während sich die Zahl der VIP-Plätze in den Stadien der 36 wichtigsten Bundesligavereine seit 2004 auf 79.000 ungefähr verdoppelt hat, und sich auch das sonstige Marktumfeld durchaus positiv für die Bundesligisten entwickelt hat, geht jetzt der Verkauf von sogenannten Hospitality-Tickets zurück. Nach Erhebungen von Deloitte Little erwarten Branchenexperten für die Saison 2012/13 mehrheitlich eine Stagnation oder einen Rückgang des Absatzes von VIP-Tickets. Nach weiteren Schätzungen umfasst das VIP-Segment etwa 10 bis 15 Prozent der Bundesliga Gesamteinnahmen.